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Das Uniseum - mehr als ein Museum

 

Hunderte Male ist jeder von uns bestimmt schon zu Fuß oder mit der Straßenbahn an der Alten Uni in der Bertholdstraße vorbeigekommen. Wahrscheinlich ist dort auch der Schriftzug „Uniseum" - weiß auf blau (die Farben der Universität) - ins Auge gefallen. Aber die wenigsten wissen, was sich hinter diesen Mauern und dem merkwürdigen Wort verbirgt:

Das Uniseum Freiburg, das im letzten Jahr 5 Jahre alt wurde, ist eine bundesweit einzigartige Einrichtung der Universität, die inzwischen auch andere Universitäten zur Nachahmung anregt. Das Uniseum Freiburg ist Museum und Forum zugleich. Dies bedeutet, dass es nicht nur die über 550-jährige Geschichte der Universität und der Stadt unterhaltsam und anschaulich - wie es viele Museen versuchen - vermitteln möchte, sondern auch ein Treffpunkt für viele Lehr- und Festveranstaltungen ist. Hier finden in den freien Zeiten Vorlesungen, Seminare und Tutorate statt; Jubiläen und Studienabschlüsse werden gefeiert; die neuberufenen Professoren treffen sich hier; kurz, die Universität bringt hier ihre Geschichte und Gegenwart zusammen. Mit dem Namen „Uniseum" soll sowohl der umfassende Ansatz der Institution dargestellt werden wie auch der Wunsch, mehr zu sein als ein „historisches" Museum.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Forschungsarbeit und Lehre der Universität von den Anfängen bis heute. In lebendigen Präsentationen, Kunstwerken und Originalen, Inszenierungen und Installationen werden die verschiedenen Epochen und Einflüsse der wechselvollen Geschichte der Freiburger Universität und der Stadt erlebbar. Dazu gehört zum Beispiel, dass erstmals in Deutschland 1900 in Freiburg Frauen offiziell zum Studium zugelassen wurden, weshalb diesem thematischen Schwerpunkt, wie auch den Spitzenwissenschaftlern und Nobelpreisträgern ein besonderer Platz eingeräumt wird. Im Bursenkeller wird das Studieren, Leben, Wirken und Wohnen der Studenten seit dem 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart, sowie die Baugeschichte des Baukomplexes der Alten Universität dargestellt.

Das Uniseum ist in seiner heutigen Form durch einige glückliche Umstände entstanden: Die Vision von Wolfgang Jäger, dem damaligen Rektor, und Dieter Speck, dem Leiter des Universitätsarchivs, aus den reichhaltigen Beständen des Archivs einen öffentlichen Ort zu machen, traf kurz vor der Jahrtausendwende zusammen mit der Notwendigkeit, die Alte Universität komplett zu sanieren - dadurch war ein überwiegender Teil der Baukosten schon bereitgestellt. Der Neuaufbau eines Museums in einer Zeit, in der die Stadt intensiv über Museumsschließungen diskutierte, war natürlich nicht selbstverständlich. Eine Museumskommission unter Prof. Dieter Mertens legte nicht nur die Inhalte fest, sondern sorgte auch für Akzeptanz der Unternehmung innerhalb der Universität. Mit dem Büro Ranger in Stuttgart wurde ein international renommierter Gestalter gefunden, so dass die Entwicklung der Konzeption und der Umbau der Alten Uni dann 2002 zielstrebig beginnen konnten.

Durch das 550-jährige Jubiläum 2007 - den zweiten Glücksfall - wurde dann schon bald nach der Eröffnung der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen. Unter dem Erdgeschoß der Alten Uni befinden sich noch alte Kellergewölbe, die in den 60er und 70er Jahren als Bursenkeller der Universität geradezu legendär waren. Diese wurden freigelegt, wissenschaftlich erkundet und als ein beeindruckendes Beispiel frühneuzeitlichen Bauens wiederhergerichtet. Im Untergeschoss fand man das mittelalterliche Straßenpflaster im Originalzustand wieder. So steht nun das Uniseum nicht nur an dem Ort, wo Universität in Freiburg begann, sondern die Besucher stehen auch auf dem gleichen Boden wie die Magister und Scholaren des Mittelalters.

Eine Besonderheit des Uniseums ist seine Struktur - es ist eigentlich ein Museum ohne Personal: Neben der engeren Verwaltung durch die „Mutter" - das Universitätsarchiv - werden alle Führungen im Uniseum durch das „Uniseumsteam" durchgeführt. Dieses besteht aus Studenten und Doktoranden, die mit viel Idealismus und einem kleinen Honorar - entsprechend einer wissenschaftlichen Hilfskraft - ihre Führungen selbst erarbeiten und die Betreuung der Besucher übernehmen. Das Uniseum kann zwar in den Öffnungszeiten (Do, Fr und Sa 1418 Uhr und zusätzlich am Fr 18-20 Uhr) selbstständig erkundet werden, aber interessanter ist die Teilnahme an den Führungen, die alle zwei Stunden stattfinden (also um 14, 16 und 18 Uhr c.t.). Da die Mitglieder des Teams aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen kommen, sind die Führungen ebenfalls aus den verschiedensten Blickwinkeln konzipiert. Der Eintritt als Besucher ist übrigens ebenso wie die Führungen kostenfrei (Spenden in der Spendenbox im Eingang sind allerdings willkommen). Etwa die Hälfte der Besucher kommt allerdings zu frei vereinbarten Gruppenführungen (ab 8 Personen), die an jedem Wochentag zwischen 8-22 Uhr angeboten werden können (Buchung über info@uniseum.de, Kosten Euro 45, pauschal pro Gruppe (auch fremdsprachig).

Durch die sehr zentrale Lage ist das „Schaufenster" der Universität seit seiner Gründung nicht nur eine durch seine Konzeption beachtete, sondern auch gut besuchte Einrichtung: Trotz der geringen Öffnungszeiten werden jährlich über 5.000 Besucher begrüßt. Trotzdem wäre es schön, wenn noch viele Freiburger sich dort dem Antrieb des Forschens, dem Staunen, hingeben würden.

 

K.D. Lange

Erschienen in FREIeBÜRGER im März 2010